Horst Kreschnak, Dresden, August 2001
Für Sozialisten gibt es triftige Gründe, bei Erwägungen zu künftiger Politik über Probleme nachzudenken, für die einst perfekte Lösungen gegeben schienen. Zu fragen ist nicht nur, welche politischen Grundsätze vom praktischen Leben widerlegt wurden, sondern auch, ob theoretische Ansichten, die deren Begründung dienten, zu kritisieren sind. Die Versuchung, einmal akzeptierte theoretische Konzepte mit dem Argument fortbestehen zu lassen, nicht sie hätten versagt, sondern versagt habe die Art, wie ihnen im praktischen Handeln entsprochen wurde, gab es immer wieder in der Geschichte theoretischen Denkens - nicht nur bei Theorien über Gesellschafts-, sondern auch bei Theorien über Naturzusammenhänge.
Zu den Positionen, bei denen theoretische Begründungen zu beachten sind, gehören die zum Eigentum. Anderenfalls ist ihre Kritik kaum möglich. Hier werden theoretische Positionen in der Eigentumsfrage zu dem Zweck kritisiert, die Diskussion zu dieser Frage fortzuführen.
Die Korrektur fehlerhafter theoretischer Ansichten hat praktische Konsequenzen, auf die hingewiesen wird. Es handelt sich ausdrücklich um Anregungen, nicht um irgendwelche Rezepte.
Seit der Antike wird unter Eigentum umfassendes Besitz-, Verfügungs- und Nutzungsrecht an unbeweglichen und beweglichen Sachen verstanden. Für dieses Recht kann es gesetzlich fixierte Schranken geben, so verpflichtenden Gebrauch zum Allgemeinwohl. Marx' bleibendes Verdienst ist es, durch Kritik der politischen Ökonomie hinter Eigentumsbeziehungen als Beziehungen der Menschen zu Sachen tiefer liegende Verhältnisse zwischen Individuen aufgedeckt zu haben. Die in einer Gesellschaft anzutreffenden Eigentumsverhältnisse ergeben sich aus der Arbeitsteilung und den mit ihr verbundenen Entscheidungsstrukturen, wirken in dieser oder jener Weise auf sie zurück.
Historisch gesehen ist die Entstehung von Privateigentum im alten Griechenland und Rom eine Errungenschaft. Im Unterschied zu frühen Hochkulturen in anderen Regionen und Erdteilen beschränkte es die Macht des - auf Gemeineigentum beruhenden - zentralistischen Staates, ermöglichte die Entfaltung der Warenwirtschaft und deren Arbeitsteilung. Seine Herausbildung hat zum weltweiten Siegeszug kapitalistischer Produktionsweise mit vorher unvorstellbaren Fortschritten in Wissenschaft, Technik, Technologie, Handel und Verkehr geführt. Während in Gesellschaften, in denen Waren- und Geldbeziehungen nicht dominierten, persönliche Abhängigkeitsverhältnisse bestanden, setzten sich mit der Entwicklung hin zum und im Kapitalismus Verhältnisse auf sachlicher Abhängigkeit gegründeter persönlicher Unabhängigkeit durch. Durch sie wurde der Weg zum Manufakturbetrieb und zur Fabrik und damit zu industrieller Massenproduktion frei.
Allerdings ist das Kainsmal nicht zu übersehen, das diese Art von Fortschritt trug und trägt. Arbeitsteilige kooperative Tätigkeit innerhalb einer Fabrik muss Tätigkeit unter einem Kommando sein. Das war zuerst das Kommando des Kapitalisten als des Eigentümers der Produktionsmittel. Die auf Lohnarbeit beruhende Kooperation war und ist Kooperationen vorkapitalistischer Zeiten überlegen. Zugleich erlebte und erlebt der freie Lohnarbeiter im Produktionsprozess immer wieder neu:
An diese längst bekannten Dinge wird erinnert, weil sie von vielen, die für sich in Anspruch nahmen, Marxisten zu sein, teilweise oder gänzlich missachtet wurden - und oft heute noch missachtet werden.
Für Marx handelte es sich bei Überwindung der auf sachlicher Abhängigkeit gegründeten Verhältnisse persönlicher Unabhängigkeit um den Übergang zu gesellschaftlichen Verhältnissen freier Individualität. Ihre Grundlage sah er in der universellen Entwicklung der Individuen, die ihre Verhältnisse zueinander gemeinschaftlicher Kontrolle unterwerfen. Für Engels war wie für Marx dieser Übergang Aufhebung der soeben beschriebenen unterordnenden Kooperation und zugleich Aufhebung des Privateigentums. Beide hatten keine Zweifel: Ohne Aufhebung alter Arbeitsteilung ist das Privateigentum an Produktionsmitteln nicht endgültig zu überwinden. Marx unterschied deutlich antagonistische und nichtantagonistische Koperation. Beim Bemühen, zu unmittelbar gemeinschaftlicher Arbeit in größerem Maßstab gehörende individuelle Arbeiten harmonisch aufeinander abzustimmen - z.B. in einem Orchester -, wird bei heutigem Sprachgebrauch in der Entscheidungstheorie von kollektiven Entscheidungen gesprochen, hinter denen die an der Kooperation Beteiligten im Normalfall stehen. Bei unterordnender Arbeitsteilung muss sich der Arbeiter dagegen bei Eintritt in den Produktionsprozess fremden Entscheidungen unterwerfen, die nicht betreffen, worum es ihm geht: Seine Absichten sind nicht auf Profit, sondern auf Sicherung des Lebens seiner Familie gerichtet.
Wie verträgt sich das Gesagte mit der Auffassung, bereits Verstaatlichung der Produktionsmittel sei Überwindung des Privateigentums?
In der geschichtlichen Entwicklung setzten sich neue gesellschaftliche Verhältnisse durch, als ihre Überlegenheit gegenüber alten Verhältnissen offensichtlich wurde. Selbstredend konnte sich nur Existierendes als überlegen erweisen. Durch die früheren Revolutionen wurden keine neuen gesellschaftlichen Verhältnisse hervorgebracht, sondern neuen, aber bereits bestehenden Verhältnissen die Tore zu weiterer Entfaltung geöffnet. Für Marx und Engels gab es im neunzehnten Jahrhundert schwerwiegende Gründe für die Annahme, es werde in der bürgerlichen Gesellschaft keine solche Entwicklung der Produktivkräfte einsetzen, durch die es zur Aufhebung der alten Arbeitsteilung und so zur Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln kommt. Das Wissen über die Lage des Proletariats ihrer Zeit führte sie bekanntlich zur Überzeugung, Aufhebung der alten Arbeitsteilung und des Privateigentums sei Aufgabe dieser Klasse. Sie erwarteten, die alte herrschende Klasse werde dem erbitterten Widerstand entgegensetzen. Nur in dieser Beziehung, in der Beziehung auf die von ihnen erwartete proletarische Revolution und des Brechens des Widerstandes der alten herrschenden Klasse in ihr, ist ihre Position zur Verstaatlichung der Produktionsmittel zu sehen. Das wurde von ihnen ausdrücklich durch die Bemerkung unterstrichen, diese Maßregel erscheine ökonomisch unzureichend und unhaltbar, müsse über sich selbst hinaustreiben. Es gab für sie nach Bewältigung der positiven Seite der Revolution - Aufhebung der unterordnender Arbeitsteilung und des Privateigentum - weder Klassenherrschaft noch Staat, geschweige staatliches Eigentum.
Zwei Probleme bewegen in diesem Zusammenhang besonders:
Warum blieb bei vielen, die sich für Anhänger Marx'scher Ansichten hielten, unbeachtet, dass es ohne Aufhebung unterordnender Arbeitsteilung keinen Übergang zu freier Individualität gibt?
Was ergibt sich in der Eigentumsfrage daraus, dass das Proletariat als kollektives Subjekt, das den Übergang zu sozialistischen Verhältnissen auf der Erde erzwingen könnte, heute nicht existiert und in absehbarer Zeit sich kaum in ein solches Subjekt verwandeln wird?
Die Sichtweise Karl Kautskys unterschied sich in der hier erörterten Frage von der Marx'schen. Für ihn war die Vergesellschaftung der Produktionsmittel faktisch identisch mit Verstaatlichung. Interessant ist seine Begründung: Es genüge nicht, dass Arbeiter eine Fabrik in ihren Besitz nähmen, selbst wenn sie von ihnen richtig verwaltet würde. Eine Fabrik sei auf die Zufuhr anderer Betriebe, auf Rohstofflieferungen, Hilfsstoffe usw. angewiesen, ebenso hänge sie vom Absatz ihrer Produkte ab. Also könnten die Produktionsmittel nicht den Arbeitern übergeben werden, sondern gehörten in den Besitz der gesamten Gesellschaft, also in den Besitz des Staates. Auch wenn Kautsky den Staat als demokratischen Staat verstand, war er der Meinung, die Leitung der Wirtschaft habe zentral zu erfolgen. Durch den Hinweis auf eine mögliche Ausnahme, bei nur lokalen Produktionsmitteln könne der Eigentümer auch die Gemeinde sein, wird bekräftigt, über Lokales hinausreichende Produktion verlange zentrale staatliche Lenkung auf Grundlage staatlichen Eigentums an Produktionsmitteln.
In der Polemik gegen Kautskys These einer möglichen Phase des Ultraimperialismus, einer Phase "gemeinsamer Ausbeutung der Welt durch das internationale Finanzkapital", hielt Lenin wie Kautsky eine Bewegung hin "zu einem einzigen Weltmonopol, einem einzigen Welttrust" für unzweifelhaft, die Feststellung selbst allerdings für nichtssagend. In seiner Argumentation ging es ihm um die ungleichmäßige Entwicklung der Weltwirtschaft, die im Kapitalismus zwangsläufig nicht zu friedlicher Einigung, sondern zum Krieg führe.
Marx schätzte Zentralisationen eindeutig anders als Kautsky und Lenin ein. Zur Zentralisation vorhandener Kapitale in wenigen Händen stellte er fest, sie "würde bald die kapitalistische Produktion zum Zusammenbruch bringen, wenn nicht widerstrebende Tendenzen beständig wieder dezentralisierend neben der zentripetalen Kraft wirkten". An anderer Stelle sprach er vom zerstörenden Einfluss der Zentralisation des Kapitals. Diese Haltung zu Zentralisationen - auch zu zentralisierter Staatsgewalt - betraf nicht nur den Kapitalismus. So erklärte er die Zentralisation im Orient auch damit, dass die Zivilisation damals zu niedrig war, um freiwillige Assoziationen ins Leben zu rufen.
Für die gegensätzliche Beurteilung von Zentralisation durch Marx auf der einen und Kautsky und Lenin auf der anderen Seite gibt es tief liegende Gründe. Für Marx war die Gesellschaft - zumindest die seiner Zeit - "ein umwandlungsfähiger und ständig im Begriff der Umwandlung begriffener Organismus", organisches Ganzes. Heute wird allgemeiner von Selbstorganisation gesprochen, die nicht nur bei lebenden Organismen vorliegt, sondern auch unter dynamischen Systemen unbelebter Natur, in Gestalt des Zusammenwirkens gleichartiger Lebewesen in großen Gemeinschaften oder in ökologischen Systemen. Durch das kooperative Zusammenwirken von Teilsystemen organisiert sich spontan ein Ganzes, kann Ergebnis eigener Geschichte als Folge spontaner Umwandlungen sein. Sich selbst organisierende Systeme unterscheiden sich von Mechanismen oder Maschinen, die eines Schöpfers bedürfen und von außen - oder 'oben' - in Gang zu setzen sind. Das Studium verschiedenartigster sich selbst organisierender Systeme zeigt weiter: Die innere Organisation muss nicht von irgendeinem Zentrum aus erfolgen. So sind die Strukturen, die sich auf die Informationsflüsse im Ganzen beziehen, nicht zentralistisch-hierarchisch, stellen vielmehr nicht einseitig auf ein Zentrum fixierte Netze dar, weil so flexibles Reagieren auch auf unerwartete Ereignisse möglich ist.
Zwischen Lenin und Rosa Luxemburg gab es Meinungsverschiedenheiten. Lenin mag in dieser oder jener Frage im Recht gewesen sein. Hinsichtlich der hier interessierenden Frage war er, wie sich im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts gezeigt hat, im Unrecht. Für Rosa Luxemburg ähnelte wie für Karl Marx die lebendige Geschichte der Gesellschaft der Entwicklung der organischen Natur, waren die Gewaltmaßnahmen gegen kapitalistische Eigentümer lediglich das Negative, nicht das Positive an der Revolution. Auf die positive Seite bezogen hielt sie nichts von perfekten Plänen, die im Besitz einiger sich für besonders weitsichtig haltender Leute dazu dienen könnten, das Volk den Sozialismus aufbauen zu lassen, setzte bei dieser Seite dagegen auf die schöpferische Kraft vieler Individuen aus dem Volk.
Wer glaubt, er könne die Gesellschaft nach einem genauen Plan, der mit Hilfe eines straff organisierten Apparates durchzusetzen sei, von oben her sozialistisch umgestalten, für den muss die Gesellschaft eher so etwas wie ein Mechanismus, eine Maschine oder Fabrik als ein sich selbst organisierendes System sein. So groß die Gegensätze zwischen Kautsky und Lenin auch waren - in der Gestaltung der Gesellschaft von einem Zentrum aus stimmten sie überein. Wenn sich Lenin dabei vehement auf Marx berief, so zu Unrecht. Von diesem wurden diejenigen, die sich im Unterschied zum gemeinen Volk über die Umstände erhaben fühlen und von erhabener Position aus durch Änderung der Umstände und der Erziehung dem Volk zum Glück verhelfen wollen, schon zu Beginn seiner theoretischen Arbeiten entschieden kritisiert.
Sollen eine Maschine erzeugt, eine Fabrik errichtet werden, so geschieht das auf Grundlage detaillierter Pläne. Auf die Veränderung sich selbst organisierender Systeme ist dagegen nur erfolgreich Einfluss zu nehmen, wenn ihre Selbstveränderung in dieser oder jener Weise gefördert oder gehemmt wird. Vor allem gilt für den Menschen: Er verändert sich in eigener und durch eigene Tätigkeit. Weiterhin sind - wie wir heute wissen - die in sich selbst organisierenden Systemen ablaufenden Prozesse und ihre Resultate oft nicht so einfach vorhersehbar, wie das bei in Maschinensystemen ablaufenden Prozessen und deren Resultaten der Fall ist. Dem Vermögen, bei kaum oder nicht erwarteten Vorgängen rasch andere Wege einzuschlagen, kommt daher besonderes Gewicht zu. So ist zu verstehen, warum bei Übergängen zu höherer Selbstorganisation Vielfalt eine hervorragende Rolle spielt. Sie ist die Grundlage für Möglichkeiten raschen Wechsels. Hinreichende Flexibilität ist dort nicht zu erreichen, wo Änderungen lediglich von einem Zentrum ausgehen oder nur mit dessen Segen erfolgen können. Wenn auf sich selbst organisierende Systeme bezogen gezieltes Handeln durchaus möglich ist, so aber nicht dauerhaft auf Grundlage zentralistischer, starrer Pläne. Damit ist Rosa Luxemburg auch heute noch zuzustimmen, wenn ihr starke Zentralisation nicht erstrebenswert erschien, ganz gleich, ob es sich um staatliche Zentralisation oder Zentralisation in der Organisation einer Partei handelte.
Es gab Umstände, die den von Russland ausgehenden Sozialismusversuch begünstigten, der sich durch Führung einer Partei neuen Typus und durch extremen staatlichen Zentralismus auszeichnete. Es wäre falsch, generell von eingeschränkter Vorhersagbarkeit der Prozesse und ihrer Resultate zu sprechen, die in sich selbst organisierenden Systemen ablaufen. Das gilt auch für gesellschaftliche Prozesse. Es gibt Situationen, in denen wenige Bedürfnisse bei der Mehrzahl der Angehörigen einer Gesellschaft gegenüber den anderen Bedürfnissen stark dominieren. In solchen Situationen lassen sich entsprechende Trends in einem Zentrum relativ gut erfassen und zentrale Pläne aufstellen, deren Verwirklichung - nicht zuletzt dank der Unterstützung durch viele Menschen - Erfolg bringen kann. Situationen, in denen es um Überwindung großer Rückständigkeit, um Konzentration von Anstrengungen in harter kriegerischer Auseinandersetzung oder um rasche Beseitigung schwerer Kriegsschäden und der durch Krieg hervorgerufenen Mangelwirtschaft geht, seien als Beispiele genannt. So spielte u.a. in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur in der Sowjetunion zentrale staatliche Planung eine beachtliche Rolle. Anders ist die Lage, wenn in einer Gesellschaft ein solcher Wohlstand erreicht ist, dass bei vielen ihrer Angehörigen nicht mehr einzelne unter ihren Bedürfnissen stark gegenüber anderen Bedürfnissen dominieren. Dann - so lässt sich auch mit Hilfe von Entscheidungsmodellen nachweisen - ist starke Zentralisation aufgrund begrenzter Vorhersagbarkeit untauglich. Es sind dann u.a. große Vielfalt und das Vermögen zu flexiblem Reagieren gefragt. So spitzt sich das Problem eines starken Zentralismus dadurch noch zu, dass er in dieser oder jener Situation oder bezogen auf diese oder jene Aufgabe zeitweilig vorteilhaft ist. Erstarrt er durch Konzentration von Entscheidungsgewalt in einer Hand oder in wenigen Händen, so wird häufig das gesamte System zerstört. Diese Erstarrung kann vor allem durch Verstaatlichung aller oder nahezu aller Produktionsmittel oder durch repressive Organisationsstrukturen des zentralistisch-bürokratischen Apparates eintreten, in denen für Eigeninitiative außerhalb des Zentrums faktisch kein Platz mehr ist. In zurückliegenden Zeiten war der Zusammenbruch gesellschaftlicher Systeme z.B. durch Klimaänderungen häufiger, als gewöhnlich angenommen wird. Das geschah, weil die herrschenden Eliten, auf die Erhaltung eigener Macht im Innern fixiert, den äußeren Gefahren gegenüber versagten. Der Prozess der Erstarrung des Zentralismus begann in der Geschichte der Sowjetunion früh. Lenin leitete zwar zusammen mit Bucharin Korrekturen durch die Neue Ökonomische Politik ein, nachdem er einige der Fehlentwicklungen erkannte. Er hatte jedoch nicht nur Mühe, diese Korrekturen durchzusetzen. Sie wurden auch bald nach seinem Tode faktisch rückgängig gemacht. Spätere Korrekturversuche scheiterten schon als bescheidene Anfänge.
Bedingt durch verschiedenartige geschichtliche Umstände sind zwei wichtige Annahmen von Marx und Engels, die praktisches gesellschaftliches Handeln betreffen, aufzugeben:
Sich von diesen Annahmen verabschieden heißt nicht, Verhältnisse als unerreichbar erklären, die für die Mitglieder der Gesellschaft Möglichkeiten zur Entfaltung freier Individualität bieten. Allerdings können neue Wege zur Überwindung der herrschenden Produktionsweise durch Vorurteile verbaut werden. Eines der Vorurteile ist, Eigentumsverhältnisse lediglich in ihren Beziehungen zu Klassen-, Macht- und Verteilungsverhältnissen zu sehen, so als wären gesellschaftliche Akteure nicht Individuen, sondern eine Art 'überindividuelle' Subjekte. Festzustellen ist: Entscheidungssubjekte sind stets Individuen oder Kollektive von Individuen. Entscheidungssubjekt ist nicht die Menschheit. Entscheidungssubjekt ist auch diese oder jene gesellschaftliche Klasse nur so weit, wie ihre Angehörigen dank gemeinsamer Interessen zu kollektiven Entscheidungen gelangen oder solche Entscheidungen als die ihren ansehen.
Das tatsächliche Problem, das durch das genannte Vorurteil vernebelt wird, ist: In der Gesellschaft, in der kapitalistische Produktionsweise dominiert, müssen die Individuen in ihren Entscheidungen Sachzwängen folgen, die verkleidete Verhältnisse zwischen ihnen sind. Das trifft für Kapitalist wie Arbeiter - Lohn- oder Gehaltsempfänger - zu. Die Menschen werden von den Verhältnissen beherrscht, statt deren bewusste Gestalter zu sein. Gibt es gegenwärtig Vorgänge, in denen zutage tritt, wie unhaltbar dieser Zustand geworden ist? Lassen sich Kräfte bündeln, von denen eine Änderung erwartet werden kann?
Beängstigende Katastrophen, ernste Konflikte zwingen zum Nachdenken. Auch das ökologische System der Erde ist ein sich selbst organisierendes System und als ein solches System zwar relativ stabil gegenüber kleineren Störungen, größere Störungen aber können zum Zusammenbruch führen. Hemmungsloses Profitstreben, Ausdruck der 'Sachzwänge' kapitalistischer Globalisierung, muss zumindest eingeschränkt werden, soll es eine Überlebenschance für menschliche Zivilisation auf der Erde geben. So ist das Ökologieproblem eines unter den Problemen, die in Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus eine Beschränkung des Strebens nach Profit erzwingen können. Es wäre ein äußerst fragliches Verhalten von Sozialisten, sich nicht energisch an der Lösung des Ökologieproblems zu beteiligen, sondern vorher erst die Eigentumsverhältnisse auf der Erde grundlegend ändern zu wollen. Mit schrittweiser Lösung dieses Problems erfolgen bereits Eingriffe in Eigentumsrechte zugunsten aller und der Zukunft.
Indem das Mühen um weltweite Regulierung nur eine der Komponenten ist, deren Zusammenwirken zu bewusst gestalteten Verhältnissen führen kann, ist ihr Zusammenwirken mit den anderen Komponenten zu sichern. Das sei an zweien unter diesen erläutert.
Aus der Geschichte von Sozialdemokratie und Kommunismus herrührende Staatsgläubigkeit kann dazu führen, Regulierung als etwas anzusehen, das zumindest vorwiegend von 'oben' kommen muss, vielleicht sogar von den Herrschenden eines Weltstaats. Um durch Zuspitzung zu verdeutlichen: Jede zu Erstarrung neigende staatliche Zentralisation, sei sie als Lösung sozialer oder ökologischer Probleme proklamiert, führt eher zu Verhältnissen persönlicher Abhängigkeit zurück als zu Verhältnissen freier Individualität. Je mehr Menschen in Kämpfe um Regulierung des Wirtschaftslebens aktiv einbezogen sind, um so mehr trägt diese Komponente zur Lösung der Gesamtaufgabe bei, vor der Sozialisten stehen. Die Globalisierung kann und wird keinen Zustand herbeiführen, in dem die Gesellschaft eine Art zentral geführtes strukturloses Gebilde ist. Gegenwärtig zeigen solche Vorgänge wie auf dem Balkan oder im Nahen Osten, dass auf bloße Gewalt von außen gestützt keine Probleme zwischen Menschengruppen mehr dauerhaft lösbar sind. Für Sozialisten gibt es triftige Gründe, energisch für Übertragung von viel Entscheidungsgewalt an Instanzen möglichst weit 'unten' zu sein. So lassen sich auch von 'unten her' Bewegungen vorantreiben, die diejenigen in die Isolierung treiben, die sich nötiger Regulierung widersetzen - selbst wenn sie eine 'Supermacht' repräsentieren.
Regulierungsmaßnahmen wirken von außen auf die kapitalistische Produktionsweise, gestalten sie nicht von innen her um. Da sie so erhalten bleibt, wird die Profitmacherei ganz dominieren, falls die Maßnahmen zu ihrer Einschränkung wegfallen. Zumindest ein beachtlicher Teil der Vertreter des Großkapitals werden immer wieder um diesen Wegfall kämpfen. So ist zu fragen, wie es heute um die Möglichkeiten zur Aufhebung unterordnender Arbeitsteilung bestellt ist, die Änderung von innen her bieten kann.
Die kapitalistische Produktionsweise erweist sich wandlungsfähiger, als Marx und Engels annahmen. So begann die Produktivkräfterevolution, die das Überwinden unterordnender Arbeitsteilung gestattet, bereits unter kapitalistischen Bedingungen. Ihre Anfänge hingen mit dem Einsatz von Radaranlagen im Kampf gegen Flugzeuge und U-Boote im Zweiten Weltkrieg zusammen, entsprangen außergewöhnlichen Umständen. Die Weiterführung neuer technischer und technologischer Lösungen bis zu wirtschaftlicher Nutzbarkeit - Computerentwicklung, Werkzeugmaschinen mit numerischer Programmsteuerung usf. - sowie das Ende des durch den Nachkriegsbedarf lang währenden Booms der Massenproduktion führten am Ausgang der sechziger und in der Wirtschaftskrise Mitte der siebziger Jahre zu einer ersten Ausbreitung dieser Produktivkräfterevolution. Zugleich ist festzustellen: Sie entfaltete sich unter kapitalistischen Bedingungen aus den oben genannten Gründen erfolgreicher als in den Staaten des Warschauer Vertrages.
Indem weit größere Flexibilität bei Produktionsumstellungen und im Kontakt zum Kunden bereits vor und während der Produktion erforderlich werden, kommt es dort, wo sich die neuen Produktivkräfte durchsetzen, zur Verteilung verschiedener Entscheidungen und zu Entscheidungskooperation in leistungsfähigen, relativ kleinen Arbeitskollektiven - interne Flexibilität - und zu starker Absenkung der Fertigungstiefe - externe Flexibilität -. So betrug beispielsweise am Anfang der neunziger Jahre die Fertigungstiefe in der BRD 17 bis 30%, in der DDR dagegen 1989 noch etwa 80%.
Es ist nicht erstaunlich, dass unter kapitalistischen Bedingungen der Trend besteht, überall, wo es möglich erscheint, bei alter unterordnender Arbeitsteilung, beim Degradieren des Arbeiters zum Anhängsel der Maschine zu bleiben, und den Prozess des Überwindens dieser Degradierung möglichst wieder zurückzudrehen, wo er sich bereits durchsetzt. Versuche zu Profitsteigerungen durch Vorstoß in Billiglohngebiete bei neuen - wirklichen oder scheinbaren - Gelegenheiten zu Massenproduktion bleiben nicht ungenutzt.
Es gibt Chancen, wenn auch nur dank politischer und sozialer Kämpfe, Veränderungen in eine Richtung zu treiben, zu der schrittweise Aufhebung unterordnender Arbeitsteilung gehört, da sich einige Tendenzen kapitalistischer Produktions- und Lebensweise für sie nutzen lassen:
(1) Wissenschaftliche Erkenntnis wird dominierende Produktivkraft. Als Ware wird sie beim Gebrauch weder verbraucht noch verschlissen. Aus gesellschaftlicher Sicht ist nur von ihrem moralischen Verschleiß als Verdrängung durch leistungsfähigere Erkenntnis zu sprechen. Wissenschaftlich-technologische Einsichten, die sowohl Profit bringen als auch zur Aufhebung unterordnender Arbeitsteilung führen, lassen sich nicht dauerhaft wegen des für manchen unerwünschten Aufhebungseffekts von der Nutzung ausschließen - vor allem dann nicht, wenn eine gebildete Bevölkerung ihre effektive Nutzung ermöglicht.
(2) Die einst sehr enge Beziehung zwischen Privateigentum an Produktionsmitteln und Entscheidungsgewalt lockert sich immer mehr. Schon Marx stellte zur Bildung von Aktiengesellschaften fest, es handle sich um Gesellschafts-, nicht um Privatkapital und es komme zur Trennung zwischen Verwaltern fremden Kapitals und bloßen Geldkapitalisten. Im Gegensatz zu Lenins Prophezeiung - seiner Auffassung von Zentralisation entspringend -, der Kapitalismus mit der Börse als unerlässlichen Regulator werde vom Monopolkapitalismus und Imperialismus abgelöst, spielen Börse und Aktiengesellschaften heute eine beachtliche Rolle. So ist auch Teilung von Entscheidungsverantwortung bei kollektiver Arbeit nicht etwas für den Kapitalismus total Undenkbares.
(3) Schließlich deutet sich bei einem weiteren Problem eine Lösung an, das den Gegensatz zwischen privater Produktion und gesellschaftlicher Aneignung betrifft. Ist ein Produkt zwar hergestellt, aber noch nicht verkauft, so ist offen, ob sich die wünschbare in wirkliche Ware verwandelt. Marx sprach vom Salto mortale der Ware. Denn ein Produkt wird nutzlos, wenn es, "in die alchimistische Retorte der Zirkulation geworfen, nicht als Geld herauskommt, vom Warenbesitzer nicht verkauft, also vom Geldbesitzer nicht gekauft wird." Moderne Kommunikationssysteme und Numerikmaschinen, die rasch auf Herstellung anderer Produkte umzustellen sind, bieten zunehmend bessere Möglichkeiten, bei Planung besonders aufwendiger Produkte und Dienstleistungen von Entscheidungen der Konsumenten auszugehen.
Natürlich verschwindet auch bei den soeben genannten Trends nicht das Kainsmal des Kapitalismus. Bei dem zuletzt genannten Trend z.B. kann mit der engen Verflechtung der Konsumtion mit Produktion und Dienstleistung die Gefahr verbunden sein, dass es zu Datensammlungen über den Konsumenten als Kunden kommt, die mit der Unantastbarkeit seiner Würde unvereinbar sind, ihn in bedenkliche Abhängigkeiten bringen können. Politische und soziale Kämpfe sind jedoch gerade gegen negative Seiten zu richten, sollen eine solche Ausnutzung positiver Seiten sein, die zu schrittweiser Überwindung kapitalistischer Produktionsweise führt.
Eine hervorragende Rolle kommt dem Zurückdrängen privatkapitalistischen Eigentums durch Eigentumsformen zu, die antagonistischer Trennung des Treffens und Verwirklichens von Entscheidungen entgegenwirken. Durch moderne Technologien ist genossenschaftliches Eigentum heute in der Industrie ebenso lukrativ wie in der Landwirtschaft - lukrativ im Sinne der Überwindung des Antagonismus zwischen Entscheidungs- und Arbeitsprozessen. Genossenschaftlicher Zusammenschluss kleiner und mittlerer Unternehmen zum Zurückdrängen der Übermacht von Großunternehmen kann sich besonders in den neuen Bundesländern als sinnvoll erweisen. Nach Eigentum der so genannten öffentlichen Hand, das nicht Untertanengeist fördert, sondern seiner Überwindung dient, ist ebenfalls zu fragen. Es sei an Goethes Worte erinnert: »Welche Regierung die beste sei? Diejenige, die uns lehrt, uns selbst zu regieren." So kann z.B. geeignetes kommunales Eigentum durchaus Schule des Regierens für viele sein.
Starke Beachtung verdient, dass für den Prozess der Aufhebung unterordnender Arbeitsteilung die Bildungsfrage keinesfalls weniger wichtig als die Eigentumsfrage ist. Das ist jedoch ein gesondertes Thema, zu dem hier nur betont werden soll: An die Stelle der alten Forderung, alle sollten die gleiche Bildung erhalten, ist die Forderung nach bestmöglicher Förderung der individuellen Begabungen und Talente einer jeden und eines jeden zu stellen. Zukunft ist Vielfalt und Emergenz, nicht Gleichheit von Einfalt.
Manchem mag Unbehagen bereiten, dass in der Eigentumsfrage - wie bei anderen die Zukunft betreffenden Fragen auch - allgemein lediglich grobe Richtungsorientierungen möglich sind, nötige Entscheidungen als Beiträge zu ihrer Lösung stets abhängig von den jeweils gegebenen Situationen getroffen werden müssen. Ist aber nicht Rosa Luxemburg zuzustimmen, für die das Fehlen eines perfekten Zukunftsprogramms kein Mangel, sondern Vorzug war? Was wäre das für eine Entfaltung freier Individualität, die im bloßen Befolgen von 'oben' oder von 'der Theorie' diktierter genauer Vorschriften bestünde?
In diesem Sinne ist dieser Beitrag als eine solche Ergänzung der Überlegungen von Jürgen Leibiger zur Eigentumsfrage zu verstehen, bei der neue Aspekte einbezogen werden. Vgl. Jürgen Leibiger: Die Eigentumsfrage im Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. In: UTOPIE kreativ, Mai 2001.
Vgl. u.a. Brockhaus Enzyklopädie in vierundzwanzig Bänden. Sechster Band, Mannheim 1988, S. 154ff. und Grundgesetz, Deutscher Taschenbuchverlag, 26., neubearbeitete Auflage, Stand: 1. Oktober 1991, Art. 14, S. 43.
Vgl. u.a. Karl Marx und Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. In: Marx/ Engels: Werke, Band 3, Berlin 1958, Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 1, Hamburg * Berlin 1996, S. 566ff.
Vgl. u.a. Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 1953, S. 375ff.: Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehn; L.S. Wassiljew: Was ist die "asiatische" Produktionsweise? In: Sowjetwissenschaft/ Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, Heft 2/ 1989, A.W. Gulyga: Die 'asiatische' Produktionsweise. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, Heft 12/1968.
Vgl. Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, a.a.0., S. 75.
Marx sprach in diesem Zusammenhang von einem Fortschritt, der 'jenem scheußlichen heidnischen Götzen' gleicht, 'der den Nektar nur aus den Schädeln Erschlagener trinken wollte'. Vgl. Karl Marx: Die künftigen Ergebnisse der britischen Herrschaft in Indien. In: Marx/ Engels: Werke, Band 9, Berlin 1960, S. 226.
Vgl. Karl Marx: Das Kapital. Erster Band, a.a.0., Elftes Kapitel: Kooperation.
Vgl. ebenda, S. 446, 596, 674.
Vgl. Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, a.a.0., S.75, 79.
In einer ihrer Frühschriften waren für sie diese Teilung der Arbeit und Privateigentum nur zwei Seiten desselben, nur das eine Mal auf die Tätigkeit und das andere Mal auf das Produkt der Tätigkeit bezogen. Vgl. Karl Marx, Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie. In: Marx/ Engels: Werke, Band 3, Berlin 1958, S. 32.
Als Quellen seien genannt: Karl Marx, Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, a.a.0., S. 74, 424. Entsprechende Auffassung vertreten die Autoren der "Deutschen Ideologie" auch später. Karl Marx: Das Kapital. Erster Band, a.a.0., S. 512. Friedrich Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. In: Marx/ Engels: Werke, Band 20, Berlin 1962, S. 272ff. Vgl. auch Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.): Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 1, a.a.0., S. 566ff.
Vgl. Karl Marx: Das Kapital. Erster Band, a.a.0., S. 350f.
Vgl. Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei. In: Marx/ Engels: Werke, Band 4, Berlin 1959, S. 481 f.
Vgl. Karl Kautsky: Die Diktatur des Proletariats. In: Demokratie oder Diktatur, Band 1, Berlin 1990, S. 73, 74.
Ebenda, S. 74.
Vgl. W. 1. Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. In: Lenin: Werke, Band 22, S. 275 - 280.
Vgl. Karl Marx: Das Kapital. Dritter Band. In: Marx/ Engels: Werke, Band 25, Berlin 1964, S. 256.
Vgl. Karl Marx: Die künftigen Ergebnisse der britischen Herrschaft in Indien. In: Marx/ Engels: Werke, Band 9, Berlin 1960, S. 226.
Vgl. Karl Marx: Die britische Herrschaft in Indien. In: Marx/ Engels: Werke, Band 9, a.a.0., S. 129.
Vgl. u.a. Karl Marx: Das Kapital. Erster Band, a.a.0., S. 16 und Karl Marx: Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie. In: Marx/ Engels: Werke, Band 13, Berlin 1961, S. 631.
Eine populäre Darstellung bietet Kevin Kelly: Das Ende der Kontrolle, Regensburg 1997. Siehe auch Werner Ebeling: Chaos - Ordnung - Information, Thun, Frankfurt am Main 1991, Herbert Hörz (Hrsg.): Selbstorganisation sozialer Systeme: Ein Verhaltensmodell zum Freiheitsgewinn, Münster, Hamburg: LIT.
Vgl. Rosa Luxemburg und die Freiheit der Andersdenkenden. Extraausgabe des unvollendeten Manuskripts "Zur russischen Revolution" und anderer Quellen zur Polemik mit Lenin, Berlin 1990, besonders S. 153 - 161.
Vgl. die dritte unter den Thesen über Feuerbach.
Vgl. ebenda.
Vgl. Rosa Luxemburg: Organisationsfragen der russischen Sozialdemokratie. In: Die Neue Zeit, 22. Jahrgang, Band 2, 1904 und W. I. Lenin: Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück. In: Lenin: Werke, Band 7, Berlin 1956.
Vgl. Friedhart Klix, Karl Lanius: Wege und Irrwege der Menschenartigen, Stuttgart - Berlin - Köln 1999.
Vgl. Karl Marx, Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, a.a.0., S. 481.
In diesem Zusammenhang erscheint es problematisch, im so genannten Stalinismus lediglich auf die Charaktereigenschaften einer Person oder mehrerer Personen zurückzuführende Entstellungen zu sehen. In psychologischen Untersuchungen, bei denen Probanden auf der Grundlage von Simulationsmodellen Entscheidungen über Veränderungen komplexer Systeme zu treffen hatten und dadurch überfordert wurden, traten besonders folgende Erscheinungen bei vielen dieser Probanden auf: - Rigides Beibehalten von Strategien, die sich einmal als erfolgreich erwiesen hatten, - das Erfinden von 'Theorien', durch die Misserfolge Verschwörern angelastet wurden, - am Anfang unerwünschter Veränderungen Rigorosität beim Versuch, sie abzuwenden, - später zunehmend Verzicht auf Kontrollen, was die eigenen Entscheidungen eigentlich anrichten, - und schließlich bei weiterem Verkünden ursprünglicher Absichten die Abkehr von ihnen beim Treffen von Entscheidungen. Vgl. dazu: Dietrich Dörner: Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen, Hamburg 1992 und Franz Reither: Komplexitätsmanagement. Denken und Handeln in komplexen Situationen, München 1997.
Vgl. u.a. Wörterbuch der Ökonomie des Sozialismus, Berlin 1989, S. 209f.
Marx hielt die Auffassung der Gesellschaft als eines einzigen Subjekts ganz ausdrücklich für eine falsche, spekulative Auffassung. Vgl. Karl Marx: Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie, a.a.0., S. 625.
Vielleicht haben Marx und Engels bei Entwicklung ihrer Auffassung von der geschichtlichen Rolle des Proletariats nicht stark genug diese mystische Sicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse auch bei Lohnarbeitern gesehen.
Vgl. Karl Marx: Das Kapital. Erster Band, a.a.0., S.95. Auch in den Sozialismusversuchen nach sowjetischem Muster erschien der Zwang, der den Verhältnissen geschuldet war, als Sachzwang, wenn nicht gar Rückkehr in persönliche Abhängigkeit erfolgte.
Vgl. u.a. Werner Ebeling: A.a.O., S. 4l.
Vgl. u.a. Norbert Wiener: Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine, Düsseldorf, Wien 1963 sowie: Mensch und Menschmaschine, Frankfurt (Main), Bonn 1964. Wolfgang König (Hrsg.): Propyläen Technikgeschichte. Fünfter Band: Energiewirtschaft, Automatisierung, Information seit 1914, Berlin 1997, 5.185
Vgl. u.a. Wolfgang König (Hrsg.): Propyläen Technikgeschichte. Fünfter Band, a.a.0., S. 410ff. Brockhaus. Die Bibliothek. Mensch * Natur * Technik. Band 5: Forschung und Schlüsseltechnologien, Leipzig * Mannheim 2000, S. 391ff. In den Jahren 1973 bis 1975 erreichten sowohl Weltproduktion und Welthandel nicht mehr das vorherige Wachstum: vorher von 1965 bis 1973 durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts 4,9% und der Weltexporte 9,1%, nachher 1973 bis 1980 reales Wachstum der Weltproduktion von 3,4% und der Weltexporte von 4,7% und 1980 bis 1991 bei der Weltproduktion 3% und bei den Weltexporten 4,1% -. Vgl. Brockhaus Enzyklopädie (in vierundzwanzig Bänden). Vierundzwanzigster Band, Mannheim 1994, S. 55, 56.
Monika Kaiser: Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker, Berlin 1997. In diesem Buch wird u.a. gezeigt, wie Breschnew und Honecker im Verhalten zu Ulbricht kein Verständnis für die Probleme der Produktivkräfterevolution zeigten, bei simplen Machtvorstellungen blieben.
Vgl. u.a. Jürgen Hoffmann: Neuer Produktionstyp - alte Vertretungsstrukturen. Die industriellen Beziehungen in der Bundesrepublik zwischen regionaler Dezentralisierung und Internationalisierung. In: PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft. Heft 86.
Siehe Jürgen Hoffmann: a.a.0., S. 143f.
Vgl. u.a. Klaus Dräger: Baustelle Neomarxismus. Die Regulierungsschule und Robert Brenner zu den Turbulenzen in der Weltwirtschaft. In: PROKLA, Heft 123.
Vgl. Karl Marx: Das Kapital. Dritter Band, a.a.0., Siebenundzwanzigstes Kapitel.
Vgl. W. I. Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, a.a.0., S. 223.
Durch Konzerne als Aktiengesellschaften werden auch Zentralisationen von Kapital verwirklicht, die gegebenenfalls nur zeitweilig bestehen und keineswegs so erstarren wie staatliche Zentralisation.
Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie, a.a.0., S.70f.
Karl Marx: Das Kapital. Erster Band, a.a.0., S. 127.
Vgl. Jeremy Rifkin: Access. Das Verschwinden des Eigentums, Frankfurt am Main * New York 2000, S. 134.
Vgl. Hubert Laitko: Bildung als Funktion einer multioptionalen Gesellschaft, UTOPIE kreativ, Mai 2001.