Erschienen als
Die mikroelektronische Revolution -
Die bildungspolitische Debatte am "Ende der Arbeitsgesellschaft"
in: Sozialismus 12-96, S. 18-24.


Die bildungspolitische Debatte am ``Ende der Arbeitsgesellschaft''

Hans-Gert Gräbe, Leipzig, 15. September 1996

Die Menschheit ist an einem Punkt angekommen, wo einschneidende Veränderungen ihrer Sozialisation auf der Tagesordnung stehen. Diese inzwischen von strategisch denkenden Kräften aus allen politischen Lagern anerkannte Tatsache resultiert aus wenigstens drei Quellen:

Die Erwartungen, die mit diesen Veränderungen verbunden werden, sind allerdings durchaus verschieden und reichen von freudig-optimistischen Visionen (etwa [Kreschnak]) über vorsichtig-kritische Reflexionen (etwa Moceks Forderung nach einer ``organischen Wende'' in der Forschungs- und Technologiepolitik) bis hin zu weitreichenden Konsequenzen, die die Grundlagen der warenproduzierenden Verfaßtheit der Gesellschaft selbst in Frage stellen ([Kurz], den späten Marx konsequent zu Ende denkend).

Bildungspolitik, oder allgemeiner (und präziser) die Reproduktion der Wissens- und Informationsbasis der Gesellschaft, wird bei diesen Veränderungen eine zentrale Rolle spielen, wobei insbesondere von einer Erhöhung des durchschnittlichen Bildungsniveaus und damit der Verbesserung der Fähigkeit zu gesellschaftlicher Selbstreflektion eine katalytische Wirkung in allen drei Problemkreisen zu erwarten ist. Dies verdeutlicht zugleich, daß es sich bei obiger Aufzählung keineswegs um die unglückliche Verquickung mehrerer unabhängiger Krisenprozesse in einer Megakrise handelt, sondern wohl eher um verschiedene Ausprägungen ein und desselben, allerdings tiefgreifenden, gesellschaftlichen Umbruchs. Da insbesondere mit der mikroelektronischen Revolution (1) auch starke Hoffnungen und positive Erwartungen verbunden werden, sind die Auswirkungen dieses Umbruchs durchaus ambivalent zu beurteilen, wenn man sich auch nicht der Logik der Kurz'schen Argumentation einer tiefgreifenden Sozialisationskrise in den ``postkatastrophalen'' Gesellschaften der zweiten und dritten Welt, die auch den Metropolen unmittelbar bevorsteht, entziehen kann. Ein solcher Ausgangspunkt zeigt zugleich die Tiefe und damit die zu berücksichtigende Komplexität gesellschaftlicher Zusammenhänge, ohne die ein einigermaßen konsistentes Bild der zu erwartenden Wandlungen nicht möglich ist.

1. Die mikroelektronische Revolution

Die kausal wohl zentrale Komponente dieses allgemeinen Umbruchs liegt zweifellos in einer grundlegenden Revolutionierung der Produktivkräfte, die aus tiefgreifenden Veränderungen der technologischen Basis resultiert. Man geht heute allgemein davon aus, daß wir uns mitten in einer technologischen Umwälzung befinden, die in ihren Auswirkungen, wenn überhaupt, nur mit der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts zu vergleichen ist, die den Einsatz von Kraft- und Werkzeugmaschinen mit sich brachte. Dies ist sicher bereits gerechtfertigt, wenn man nur den Zuwachs an beherrschbarer Energiedichte zu Grunde legt, den die Mikroelektronisierung mit sich bringt. Zweifellos ist diese Miniaturisierung technischer Artefakte (technische) Grundlage eigentlich aller Entwicklungen, die heute gemeinhin als High Tech zusammengefaßt werden, auch wenn sich letztere bei weitem nicht darin erschöpft.

Es ist allerdings vermessen, die dadurch initiierten gesamtgesellschaftlichen Prozesse auf eine solche technologische Umwälzung reduzieren zu wollen. Ähnlich der industriellen Revolution im vorigen Jahrhundert, deren Effekt in der Potenzierung der menschlichen Muskelkraft lag, und der mit der Ablösung der Manufaktur durch die Großindustrie auch vollkommen neue Formen der Produktionsorganisation mit sich brachte, steht heute mit dem Einsatz (u.a.) der Mikroelektronik die Potenzierung der menschlichen Geisteskraft auf der Tagesordnung(2). Inwieweit die damit verbundenen Einschnitte in das soziale Gefüge der ``Moderne'' in ihrer Wirkung die der industriellen Revolution übertreffen werden, müßte eine detailliertere Prognose ergeben. Die allgemein geäußerten Befürchtungen im Zusammenhang mit dem ``Ende der Moderne'' lassen aber eine größere Dimension erahnen. Für einige weitergehende Überlegungen sei hier auf [Gräbe] verwiesen.

Bei diesen Veränderungen spielen zweifellos die mit den Informations- und Kommunikationstechnologien verbundenen Veränderungen wohl die zentrale Rolle. Hier sind wenigstens drei (technische) Richtungen explizit zu nennen:

  1. Dezentrale Rechentechnik als allgegenwärtiges und universelles Werkzeug geistiger Arbeit.
  2. Die Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik, die es erlauben wird, flexible Kommunikationskanäle an (fast) alle Punkte des Erdballs aufzubauen und über diese dezentral Information zu suchen und insbesondere zweckgebundene Information auszutauschen.
  3. Verschiedenartige (vernetzte) Experten- und Datensysteme, in denen Wissen in Formen von black box / grey box - Modellen angeboten und reproduziert wird.
Obwohl von diesen drei Komplexen zur Zeit wesentlich der zweite in aller Munde ist (Stichwort Datenautobahn), wird der entscheidende Schub von der Interaktion aller drei Komponenten, dem Werkzeug (1), der Infrastruktur (2) und der Informationsbasis (3) ausgehen.

Daß von diesen Techniken entscheidende Impulse ausgehen werden, ist heute unumstritten. Befürwortende Argumentation beschränkt sich dabei jedoch meist auf (oft mit leuchtenden Augen vorgebrachte) Details einer bereits gelaufenen technischen Entwicklung, die man mit Blick auf die sich abzeichnenden Veränderungen getrost als Kinderkram abtun darf. Auf der anderen Seite werden, insofern die Entwicklung der Informationstechnologien überhaupt einer kritisch Betrachtung unterzogen wird, die Risiken der neuen Technik und die komplexen Anforderungen, die zu deren Beherrschung zu erfüllen sind, vorwiegend an heutigen gesellschaftlichen Strukturen gemessen, was, vergleicht man wieder mit der industriellen Revolution des vorigen Jahrhunderts, nur zum Teil gerechtfertigt ist.

Es erscheint mir deshalb an dieser Stelle sinnvoll, für alle drei Gebiete einige sich abzeichnende Entwicklungen einschließlich erster daraus abzuleitender Konsequenzen kurz zu umreißen.

Computer sind von ihrer Anlage her universelle (Denk-)Maschinen, d.h. mit entsprechender Software zu prinzipiell allen mechanisierbaren geistigen Operationen einsetzbar. Mehr noch, entsprechende Speichermedien und Kommunikationsmöglichkeiten vorausgesetzt, erlauben sie es auch, Wissen und Können in einem bisher unbekannten Umfang zu vergegenständlichen und wiederzuverwenden.

Die Dynamik des Preis-Leistungsverhältnisses von Computerhardware führt dazu, daß diese potentiellen Möglichkeiten auch unter einem wirtschaftlichen Standpunkt zunehmend attraktiv werden und zu einer entsprechenden Verdrängung von Arbeitsplätzen mit monotoner geistiger Arbeit führen. Übrig bleibt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Arbeit mit einem gewissen Mindestanspruch an kreativer geistiger Tätigkeit, die heute und wohl auch in absehbarer Zeit nicht vom Computer übernommen werden kann. Große Bereiche der einfachen Reproduktion der gesellschaftlichen Basis werden allerdings ihr Antlitz wandeln und mit wesentlich vermindertem personellem Einsatz möglich. Arbeit, die sich in den heute üblichen zeitlichen und räumlichen Horizonten bewegt (und damit einigermaßen mit marktwirtschaftlichen Mechanismen reguliert werden kann), wird damit zunehmend knapper.

Auf der anderen Seite erschließt ein solches Werkzeug geistiger Arbeit Möglichkeiten, insbesondere in der schnellen und arbeitsteiligen Aufbereitung und Weiterverarbeitung von heterogener Information unter spezifischen Gesichtspunkten, die vorher oft nicht einmal denkbar waren. Damit rückt die Analyse von Wirkzusammenhängen vollkommen neuer räumlicher und zeitlicher Dimensionen in den Bereich des Möglichen. Diese Möglichkeiten in Größenordnungen für die sinnvolle Arbeitstätigkeit der Menschen zu erschließen ist sowohl ein Gebot der Stunde (Stichwort: ökologische Krise) als auch eine soziale Herausforderung (Stichwort: Massenarbeitslosigkeit), wie weiter unten noch herausgearbeitet werden soll.

Auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik steht der wohl größte Entwicklungsschub unmittelbar bevor. Die drei Hauptentwicklungsrichtungen ([BES]) werden meist angegeben als

wobei (ebenda) ``vom Ausbau dieser drei Komponenten eines Hochleistungsinformationsnetzes eine Hebelwirkung erwartet wird, die die eines ausgebauten Straßennetzes noch übertrifft'' (von den ökologischen Folgen des letzteren einmal ganz abgesehen).

Hier wird in den nächsten Jahren ein sprunghafter Ausbau der Infrastruktur der Informationsgesellschaft zu erwarten sein, wie die Abstimmungen auf höchster Ebene der G 7 beweisen. Dezentrale Computertechnik und die entsprechende Peripherie hat inzwischen einen Entwicklungsstand erreicht, bei dem die im Internet zusammengeschlossenen und bereits seit etwa 10 Jahren im Wissenschaftsbereich intensiv genutzten Datennetze für private, insbesondere privatwirtschaftliche, Nutzer zunehmend attraktiv werden.

Daß die Motive und marktwirtschaftlich gefärbten Argumentationen ([Bangemann]) dabei stark am zu erwartenden Profit orientiert sind, kann in dieser Gesellschaft nicht verwundern, bietet aber andererseits die Gewähr, daß diese technischen Entwicklungen mit großem Tempo umgesetzt werden.

Die in dem Zusammenhang geäußerte Gefahr einer Zweiteilung der Gesellschaft in Gruppen mit und ohne Zugang zu dieser Technik ist, wenigstens aus einer funktionellen Sicht, temporär, was die Trends etwa in der Mobilfunkentwicklung gut belegen. Schließlich wird von diesen Entwicklungen nicht nur die Produktions-, sondern in ebenso entscheidender Weise die Konsumtionssphäre betroffen sein bzw. ist bereits betroffen. Mit einem sich wie im Hardwarebereich dynamisch entwickelnden Preis-Leistungs-Verhältnis wird das Interesse an der Erschließung weiterer Märkte für diese neuen Techniken ebenso dynamisch verlaufen. Bargeldloser Zahlungsverkehr, Telebanking, Chipkarten, TV-Shopping nach Online-Katalogen etc. sind weitere Belege für diese Prognose.

Führende Unternehmen erwarten hier für die nächsten Jahre extraorbitante Wachstumsmärkte; entsprechend hart umkämpft ist auch das Terrain. Parallel dazu läuft gerade in diesem Bereich eine wohl selbst für kapitalistische Verhältnisse beispiellose Privatisierungswelle, um die zu erwartenden Profite gesamtgesellschaftlichem Zugriff zu entziehen und außerdem über die so mögliche Bestimmung von Gestaltungsspielräumen eigene Macht zu reproduzieren. Ob diese in der Telekom-Privatisierung und der EG-weit vereinbarten Aufgabe des staatlichen Monopols auf die Übertragung gesprochener Information gipfelnde Entwicklung einer für ungehinderte Kommunikation funktionell eminent notwendigen einheitlichen Infrastruktur allerdings nicht einen Bärendienst erweist, wird die Zukunft zeigen(3). Die notwendigen Abstimmungen auf dem Markt, und wenn es um einheitliche Telefonnummern in verschiedenen Netzen oder Normen für Set-Top-Boxen geht, sowie der Umfang der zu tätigenden Investitionen bergen die Gefahr einer Oligopol-Bildung in sich, die sich gesellschaftlicher Kontrolle schon heute vehement zu entziehen sucht.

Andererseits sind die Befürchtungen einer Zweiteilung der Gesellschaft entsprechend etwa Netzzugangsmöglichkeiten unter dem Aspekt der Krise der Arbeitsgesellschaft und der Ausgrenzung immer breiterer Kreise aus dem (klassischen) Arbeitsprozeß hochaktuell, worauf hier aber nicht eingegangen werden soll.

2. Der Umbruch des Informationsraums

Diese Infrastruktur stellt natürlich nur das Gerüst für einen Austausch von Informationen dar, die von verschiedenen Anbietern (in einer marktwirtschaftlichen Terminologie) bzw. Kommunikationspartnern (im Sinne eines direkten Informationsaustauschs) betrieben werden soll. Allerdings greifen sowohl der Begriff des Informationsmarktes als auch des Informationsaustauschs zur Beschreibung des sich auf dieser Informationsgrundstruktur neu formierenden Informationsraums zu kurz, da diese Informationsprozesse als immanenter Bestandteil des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses im weiten Sinne eine wesentlich komplexere Funktion im menschlichen Sozialisationsgefüge haben. Nach MARX ist dieser Arbeitsprozeß als das Verhältnis der Menschheit zur Natur (die Natur der menschlichen Gemeinschaft eingeschlossen) im Zusammenspiel einer aktionistischen, naturverändernden und einer reflektierenden, diese Veränderungen analysierenden Komponente zu verstehen. In dieser Allgemeinheit hat die Arbeitsgesellschaft also einen unmittelbar an das Menschsein gekoppelten Entwicklungsprozeß zum Gegenstand, der in einem ständigen Wechselspiel von Individualisierung und Sozialisierung das Verhältnis Mensch - Natur immer umfassender einer bewußten Gestaltung zugänglich macht (4).

Hier soll nun die Basis des (auf welchem Wege auch immer) koordinierten Vorgehens einzelner Individuen in diesem Arbeitsprozeß interessieren. Diese besteht darin, daß Einzelerfahrungen auch anderen Individuen zugänglich gemacht, d.h. einem Sozialisierungsprozeß unterworfen werden, der diese Individualerfahrungen in einen erst gesamtgesellschaftlich bedeutsamen Zusammenhang stellt, eben in den Informationsraum transformiert, aus dem sich dann andere, vorher nicht feststehende Individuen in einem zweiten Transformationsprozeß individuelle Kompetenz aneignen. Etwas weniger mechanistisch ausgedrückt konstituiert sich der Informationsraum aus der Summe dieser individuellen Kompetenzen und weitergegebenen Erfahrungen, Formen vergegenständlichten Wissens eingeschlossen. Eine Reproduktion dieser Kompetenz ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, die ständig mehr Ressourcen bindet; Wissensreproduktion im hier thematisierten Sinne ist eine wesentliche Komponente derselben.

Dabei gibt es viele Parallelen zur durch marktwirtschaftliche Mechanismen vermittelten Sozialisation aktionistisch-produktiver Individualarbeit. Gleichwohl sind im Zusammenhang mit diesem Informationsraum eine Reihe von Besonderheiten zu beachten:

Während also ein Informationsraum als immanenter Bestandteil der Arbeitsgesellschaft schon immer existierte, führen die technischen Möglichkeiten, die sich durch die neuen Werkzeuge geistiger Arbeit erschließen, zu wesentlichen Modifikationen nicht nur seiner Inhalte, sondern auch seiner Struktur.

Dies sei exemplarisch am Beispiel der in letzter Zeit (vgl. etwa DMV-Mitteilungen 1/1995) entwickelten Pläne zur Neustrukturierung der Fachinformationssysteme demonstriert, die sich aus der durch steigende Preise für Printerzeugnisse bei gleichzeitigen Sparzwängen durch restriktive Vergabe öffentlicher Mittel ausgelösten Krise wissenschaftlicher Bibliotheken ergeben haben. Durch Einsatz der beschriebenen Infrastruktur wird hier eine weitere Konzentration der Bestände angestrebt, wobei gleichzeitig die auch heute weit verbreitete selektive dezentrale Bereitstellung von wissenschaftlichen Aufsätzen durch Kopien verbessert werden soll. Bei entsprechender elektronischer Aufbereitung können die heute noch monatelangen Wartezeiten drastisch gesenkt und durch dezentralen Zugriff vom eigenen Arbeitsplatz aus gleichzeitig bürokratische Hürden abgebaut werden. Daß durch eine solche Neuformierung dieses (wissenschaftlichen Fach-)Informationsraums die Möglichkeiten der neuen Medien noch nicht ausgereizt sind, wird dabei ebenfalls deutlich. Einspeisung der Information in elektronisch verarbeitbarer Form, wie sie heute im Verkehr zwischen Autoren und Verlagen schon allgemein üblich ist, erleichtert die Informationsbereitstellung noch einmal wesentlich, so daß die Idee elektronischer Journale bereits mehrere Realisierungen, wenn auch (noch) keine breite Beachtung gefunden hat. Zugleich wird es damit möglich, Texte zu temporalisieren, d.h. problemlos veränderte Neuauflagen etc. zu produzieren. Referate und andere abgeleitete Dokumente könnten ihrerseits mit den Quellen bidirektional verbunden werden, was in der gedruckten Form nicht möglich ist. [Odlyzko] malt daraus das Bild einer nicht mehr fernen Zukunft, in der sich diese Entwicklungen zu einem neuartigen Fachinformationsraum vernetzen, der dann seinerseits nur noch mit entsprechenden Analyseinstrumenten (die aber in Form von Referierorganen auch bereits im alten Fachinformationsraum angelegt waren und sich genauso dynamisch entwickeln) und -techniken zu erschließen ist. Mit Hypertext und World Wide Web bestehen hierfür bereits heute Ansätze, deren Dynamik die Faszination eines solchen sowohl in räumlicher als auch in struktureller Hinsicht neu gestalteten heterogenen Informationsraums erahnen läßt.

Die Bedeutung eines solchen (wohlstrukturierten heterogenen) Informationsraums als individuell selektiv anzapfbarer Wissenspool wird allgemein zunehmen und für weite Teile des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses entscheidendes Gewicht erlangen. Die kausale Trennung von Sozialisierungs- und Individualisierungsphase in der Wissensreproduktion, die wir oben herausgearbeitet haben, impliziert aber, daß ein solcher Informationsraum nur dann seine funktionale Rolle spielen kann, wenn seine einzelnen Bestandteile auch entsprechend frei zugänglich sind. Das bedeutet, daß die Erwartungen, die die Wirtschaft ([Bangemann]) in die Einführung von Marktmechanismen in diesem Informationsraum setzt (und damit entsprechende Profiterwartungen), sich neben der Unterhaltung der Infrastruktur maximal auf die Dienstleistung der Informationsrecherche beziehen können. Insoweit dieser Informationsraum eine neue Form kollektiven Sachverstands darstellt, der wesentlich flexibler nutzbar und erschließbar wird, ist er eine gesamtgesellschaftliche Struktur, die auch nur in diesem Rahmen vernünftig genutzt und reproduziert werden kann.

3. Das Ende der klassischen Arbeitsgesellschaft

Diese neuen technischen Entwicklungen haben ihren Einfluß auch auf die Produktionsorganisation. Sie sind die Grundlage für ``schlanke Produktion'' und ``just in time'' ebenso wie die Ablösung nicht nur schwerer körperlicher, sondern auch monotoner, weniger anspruchsvoller geistiger Arbeit. Durch die mögliche Automatisierung von Produktionsteilabläufen tritt der Mensch zunehmend neben den Prozeß der unmittelbaren Reproduktion seiner materiellen Existenzbedingungen(5), der damit, wenigstens in seiner heutigen raum-zeitlichen Komplexität, mit immer geringeren menschlichen und hoffentlich auch materiellen Ressourcen aufrechterhalten werden kann. Mehr noch, der im Kapitalismus durch das Profitprinzip vermittelte Zwang zur Effektivierung wird diese auch aus ökologischer Sicht eigentlich zu begrüßende Entwicklung weiter forcieren. Zugleich hat der mit der fordistischen Massenproduktion versuchte Ausgleich einer dabei tendentiell sinkenden Profitrate durch ein steigendes Produktionsvolumen wohl ein gewisses Sättigungsniveau erreicht, das zu überschreiten sowohl aus ökologischer als auch innerkapitalistischer Räson nicht möglich sein wird; auch wenn die damit verbundene Wachstumsideologie wohl noch eine Weile zu den Grundlagen menschlicher Wertvorstellungen gehören wird.

Die Folge ist massenhafte Freisetzung von Arbeitskraft, die damit auch nicht mehr in den klassischen Arbeitsprozeß reintegriert werden kann (und darf), wenn man dessen bisherige raum-zeitliche Ausdehnung zu Grunde legt. Soziale Abfederung und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind aus der Sicht der Betroffenen wünschenswert und unter sozialen Gesichtspunkten zweifellos notwendig, stellen aber, insofern sie ihrerseits auf diesem Niveau stehenbleiben, nur eine Verzögerung dieser Entwicklungen dar und gehen nicht an die Wurzel.

Ausreichende (Erwerbs-)Arbeit fällt unter diesen Prämissen also nur in Wirkzusammenhängen neuer raum-zeitlicher Dimension an, in Bereichen, die man heute gemeinhin der Infrastruktur des ``eigentlichen'' Produktionsprozesses zuordnet. Der Mensch hat dabei zunehmend koordinierende und überwachende Aufgaben zu übernehmen auf einem Komplexitätsniveau, das der automatischen Steuerung heute noch nicht zugänglich ist und einer solchen vielleicht auch prinzipiell nicht zugänglich sein wird. Die oben beschriebenen technologischen Entwicklungen geben ihm dafür das Werkzeug in die Hand, um dieser inneren Entwicklungslogik der Produktivkräfte zum Durchbruch zu verhelfen. Ob in einer durch Marktgesetze dominierten Gesellschaft insbesondere der nötige zeitliche Horizont für eine solche Logik transparent werden kann, muß allerdings angesichts der bisherigen Entwicklung der Massenarbeitslosigkeit und der Versuche, mit diesem Phänomen politisch umzugehen, bezweifelt werden.

Eine Steigerung der raum-zeitlichen Dimension durchschnittlich beherrschter Wirkzusammenhänge wird zwingend mit der Schaffung vollkommen neuer Berufszweige und -richtungen einhergehen müssen, in denen kreative und geistige Tätigkeit dominiert. Zugleich wandelt sich auch das Berufsbild fast aller klassischen Berufsgruppen von heute. Selbst den (Industrie-)Facharbeiter im heutigen Sinne wird es nicht mehr geben, weil der Umgang mit sehr komplizierten technischen Artefakten und zugleich die Fähigkeit, die o.g. Quellen kollektiven Sachverstands kompetent zu nutzen, zunehmend auch eine ingenieurtechnische Qualifikation von ihm verlangen wird(6). Mit dieser zunehmenden Aufhebung der Grenzen zwischen körperlicher und geistiger Arbeit werden sich auch die heute noch bestehenden sehr scharfen Grenzen zwischen Berufs- und Hochschulbildung in Zukunft verwischen.

Zugleich wird mit einer zunehmenden Flexibilisierung des Produktionsprozesses dessen Temporalisierung an Bedeutung gewinnen. Die Liquidierung uneffektiv gewordener ökonomischer Teilstrukturen wird dabei einen höheren Stellenwert als heute einnehmen und der ``betrügerische Bankrott'' als eine bereits heute existierende Form der (vom Eigentümer) kontrollierten Selbstauflösung sich zur Regelform der Beendigung einer zeitlich begrenzten Produktionsaktivität entwickeln (nachdem z.B. der Surplusgewinn aus einem zeitweiligen Technologievorsprung realisiert worden ist).

Als Konsequenz einer solchen kontrollierten Selbstauflösung ökonomischer Teilstrukturen ergibt sich für den betroffenen ``Arbeitnehmer'' die Katastrophe des Verlusts seines Arbeitsplatzes (bzw. in Zukunft hoffentlich zunehmend nur eines Teils seines Arbeitszusammenhangs). Selbst einmal die Möglichkeit der Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit unterstellt, wird Arbeitslosigkeit damit zu einer immanenten Konstituente eines solchen alternativen Gesellschaftsmodells. Selbst wenn in derartigen Fällen für den betroffenen Personenkreis eine wie auch immer geartete Grundsicherung wirksam wird, bleibt die Tatsache, daß eine solche Katastrophe sie in den Schoß der Gesellschaft zurückfallen läßt, die Mechanismen entwickeln muß, diese Personen wieder in einen sinnstiftenden Arbeitszusammenhang einzugliedern. Dabei wird die Um- und Weiterqualifizierung für andere Aufgaben eine wichtige Rolle spielen müssen.(7)

In diesem Kontext ist die in Deutschland seit Jahren betriebene und sich derzeit noch verschärfende rigide Sparpolitik gerade im Bildungssektor mit dem ökologischen Raubbau an den Grundlagen der Zukunft durchaus vergleichbar, was leider viel zu wenig thematisiert wird. Neben einem generellen Umdenken, Prioritäten betreffend, sind dazu, ähnlich der Rente, auch haushaltstechnisch eigenständige Refinanzierungskonzepte wie etwa die im Grundansatz einmütigen Überlegungen zur Bafög-Strukturreform(8) zu entwickeln.

Zusammenfassend kann konstatiert werden, daß die abzusehenden Veränderungen im durchschnittlichen Berufsprofil und in der Art der Produktionsorganisation einen Menschen verlangen, dessen durchschnittliches Qualifikationspotential höher liegt als heute. Er wird stärker kreativ tätig sein müssen und ein größeres Komplexitätsniveau als heute zu beherrschen haben. Dabei ist eine Einbindung in unterschiedliche Arbeitszusammenhänge während seiner Lebensarbeitszeit sowohl aus Sicht gesellschaftlicher Kommunikation als auch unter dem Aspekt der Flexibilisierung ökonomischer Strukturen unumgänglich. Um dafür die Voraussetzungen zu schaffen, müssen die Anlagen aller Menschen optimaler und individuell differenzierter ausgeprägt werden. Neben Chancengleichheit bedarf es dafür vor allem eines Bildungssystems, das mit sehr differenzierten und individuell zugeschnittenen Bildungsangeboten in sehr unterschiedlichen Lebensstadien präsent ist.

4. Information und Markt

Wir haben oben gesehen, daß die Sozialisation von Information durchaus eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt, die der Anwendung marktwirtschaftlicher Mechanismen immanenten Widerstand entgegensetzen. Dies soll nun näher untersucht werden.

Zunächst greift bei der Bewertung von Information die klassische, sich im Austauschprozeß realisierende Gegenüberstellung von Wert und Gebrauchswert nicht: Diese verlangt zur Bewertung des geschaffenen Gebrauchswerts einen Eigentumsübergang, um rekursiv als vergegenständlichter Wert in zukünftige Bewertungsverfahren Eingang zu finden. Hierzu ist die Sicherung exklusiver Eigentumsrechte notwendig. Diese können sich in unserem Fall nicht auf materielle Eigentumsrechte stützen, weil beim Verkauf von Information der Käufer maximal Eigentümer des die Information tragenden Mediums wird, niemals aber (exklusiver) Eigentümer der Information selbst. Die auf einen Informationsträger geprägte Information steht damit im (warengesellschaftlichen) Bewertungsverfahren ähnlich wie die Maschine da. Genau wie das Maschinenprodukt trägt mit jedem Exemplar der weitergegebenen Information dieses ein Stück der (durchschnittlichen) Herstellungskosten davon. Um diesen Mechanismus zu sichern, muß aber der Charakter der Information als gesamtgesellschaftliches Ereignis vergewaltigt werden und die Kontrolle über ihre Weitergabe, sprich Duplikation, in den Händen des Erzeugers bleiben. Urheberrechte und Lizensierungsverfahren sind die Folge, die Freizügigkeit von Information als eine ihrer Grundfunktionalitäten wesentlich einschränkend.

So richtig interessant wird das Ganze aber erst, wenn man der Information ein Eigenleben unabhängig von ihrem Erzeuger zubilligt. Erst als solche wird sie aber im Informationsraum interessant und z.B. Systematisierungsleistungen zugänglich. Wie wir gesehen hatten, besitzt der Informationsraum als gesamtgesellschaftliche Struktur eine formale Ähnlichkeit zum Markt, indem er ebenfalls zwischen Erzeuger und Verbraucher als vermittelndes Medium tritt. Im Unterschied zu ersterem wird allerdings für derartige Informationen weder eine 1-1-Verbindung vermittelt, noch findet ein unmittelbarer Austausch zwischen Erzeuger und Verbraucher statt. Damit sind Wertstellung sowohl des Einbringens als auch des Partizipierens am Informationsraum getrennt vorzunehmen, wofür der Informationsraum eigenständige Bewertungswerkzeuge benötigt. Diese sind aber höchstens rudimentär ausgeprägt(9). Dies bezieht sich insbesondere auf das Sammeln und Verbreiten deskriptiver Formen von Information, d.h. von Wissen, was einen wichtigen Abschnitt an der Front der voranschreitenden Kommerzialisierungsversuche im Informationssektor darstellt. Selbst das Verständnis der Informationssystematisierung und -weitergabe als Dienstleistung hebt diesen Widerspruch nicht auf, wenn man beginnt zu hinterfragen, welche Rechte ein solcher Dienstleistungsanbieter neben der Systematisierungsleistung an der angebotenen Information selbst hat und wie sich diese Rechte mit dem ``Verkaufsvorgang'' verändern.

Dieses Dilemma ist der kapitalistischen Industrie gut bekannt und erfährt im Rahmen klassischer marktwirtschaftlicher Instrumente eine zweifache Lösung: Zum einen wird Wissen, insoweit es in außerökonomischen Gesellschaftsstrukturen wie etwa den Hochschulen entsteht, genauso wie Bodenschätze, Wasserkraft etc. kostenlos ausgebeutet(10). Zum anderen gibt es Spielregeln, den Aufwand für im ökonomischen Bereich entstandenes Wissen vor der kostenlosen Ausbeutung durch andere zu schützen, wie etwa Copyright, Patentwesen usw. Daß es sich hier um Ersatzvornahmen handelt, die völlig andersgeartete Strukturen mit Macht unter die Austauschmechanismen der freien Marktwirtschaft zwingen sollen, sieht man daran, daß sie sich nur mit großem staatlichem Druck und Sanktionsandrohung durchsetzen lassen.

Daß die letzteren Mechanismen schließlich ein vollkommen untaugliches Mittel sind, den zukünftigen Wissenseinsatz in der Ökonomie zu kanalisieren, zeigen die Aufweichungen etwa des Copyrightrechts im Zuge des Masseneinsatzes von Kopiergeräten. Da man in Zukunft die Information noch viel leichter von ihrem materiellen Träger wird ablösen können, ist das erst der Anfang. In der Softwarebranche entstehen ausgeklügelte Systeme des Information hiding, um mit diesen Konflikten fertig zu werden, und noch ausgeklügeltere Systeme, um diese, der Funktionalität des eigentlichen Produkts absolut wesensfremden Schutzmechanismen zu durchbrechen. Neben der damit verbundenen Vergeudung gesellschaftlich wesentlich produktiver einsetzbarer Intelligenz entstehen so Barrieren im Informationsraum, die diesen vollkommen unnötig segmentieren und als nur in gesamtgesellschaftlichen Dimensionen reproduzierbares Instrument menschlicher Sozialisation letztendlich in Frage stellen. Wie effektiv auf der anderen Seite die weltweite arbeitsteilige Entwicklung von Informationsprodukten ohne solche Barrieren sein kann, stellt der außerordentliche Erfolg der GNU-Programmierergemeinde unter Beweis, die zu allen wichtigen Informatikentwicklungen bisher eigene Programmpakete hoher Leistungsfähigkeit beigesteuert und unter ihren ``Copyleft''-Bedingungen samt allem Quellcode im Informationsraum (d.h. weltweit über Datennetze zugänglich) plaziert haben.

Betrachtet man schließlich nicht die nationale, sondern die globale Dimension, so wird deutlich, daß sich im zwischenstaatlichen Handel selbst mit Sanktionsdrohungen die erwünschten Schutzeffekte oft nicht erreichen lassen. Der ökonomische Aufschwung der jungen asiatischen Industrieländer (einschließlich Japans in gewissem Maße) etwa beruht zu einem nicht unbeträchtlichen Teil darauf, daß sie High-Tech nachbauen, das eigentlich durch entsprechende Patente geschützt ist. Geringe Lohnkosten und die für den Nachbau notwendige personelle und kulturelle Infrastruktur erlauben es, die Preise derart zu unterbieten, daß sich inzwischen ein doppelter Markt (von Marken- und ``no name''-Geräten) auf diesem Gebiet entwickelt hat, der auch durch eine COCOM-ähnliche Politik nicht mehr zu beseitigen ist. Daß selbst die ``volle Autorität'' eines entwickelten Industrielands hier maximal Kompromisse erzwingen kann, haben die Kontroversen zwischen China und den USA zu Begin des Jahres 1995 noch einmal eindrucksvoll belegt.

In der Folge haben große Computerfirmen heute entscheidende Probleme, die FuE-Kosten für ihre Produkte wieder hereinzufahren. Das ob der aufzuwendenden Summen(11) sowieso kaum noch zu kalkulierende Risiko wird dadurch noch größer.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß sich Information vor allem aus Gründen ihrer inneren Natur gegen marktwirtschaftlich basierte Austauschmechanismen sperrt. Wissen in größerem Umfang in privatwirtschaftlichen Strukturen zu reproduzieren scheitert vor allem daran, daß es kein prinzipiell sicheres Verfahren gibt, die Exklusivität der produzierten Information zu sichern. Dort, wo dennoch kraft gesellschaftlicher Konvention solche Instrumente installiert werden, behindern sie zunehmend die Grundfunktionalität der Information selbst. Außerdem bauen damit verbundene Tendenzen zum Information hiding schon heute Barrieren um große Teile der (potentiell einer kommerziellen Nutzung zuführbaren) angewandten Forschung auf und legen Teile einer für die Freizügigkeit der Wissenschaft (einschließlich der Technologiefolgenabschätzung) unumgänglichen ungehinderten Kommunikation lahm.

Wissensreproduktion kann deshalb in ihren entscheidenden Teilen nur unter gesamtgesellschaftlicher Verantwortung geschehen. Mit der zunehmenden Bedeutung dieses Bereichs in einer modernen Gesellschaft bedeutet dies aber auch, daß die dafür notwendigen nicht unbeträchtlichen (und wachsenden) Ressourcen nur im Rahmen eines gesamtgesellschaftlichen Umverteilungsprozesses bereitgestellt werden können und müssen. Für die Verteilung dieser Mittel sind neue Instrumente gefragt, die sich stärker an der Spezifik der Sozialisation von Information im Informationsraum orientieren und z.B., wie heute schon im Drittmittelbereich üblich, früher unter Beweis gestelltes Arbeitsvermögen als Maß für heutige Mittelzuwendungen verwenden.

Dabei hat, wenigstens unter gegenwärtigen Bedingungen, der unter öffentlicher Kontrolle stehende Anteil dieser Mittel für das Funktionieren einer freizügigen Wissenschaft, insbesondere aber für die Reproduktion der Informationsbasis der Gesellschaft, die ausschlaggebende Bedeutung. Über eine Refinanzierung dieses Sektors sowohl aus Forschungstransfer-Profiten als auch Akademiker-Einkommensspitzen ist nachzudenken.

5. Schlußfolgerungen: Prämissen eines hochschulpolitischen Konzepts

Für Wissenschaftspolitik ergibt sich aus unseren Ausführungen als zentrale Konsequenz, daß wissenschaftliche Kenntnisse (wie Information generell) grundsätzlich Teil der kommunikativen Struktur des Gemeinwesens als Ganzes sind und damit für alle Teilstrukturen frei zugänglich sein müssen. Diese Prämisse der unbedingten Freizügigkeit wissenschaftlicher Kommunikation ist bei der materiellen Untersetzung jedweder Konzepte besonders im Auge zu behalten. Wissenschaftskonzepte müssen dabei die Schaffung von so flexiblen Strukturen vorsehen, daß der kommunikative Austausch durch die vorgegebenen materiellen Bedingungen sogar entschieden befördert wird.

Die bisherigen Ausführungen lassen sich, projiziert auf Anforderungen, die sich daraus für das heutige Verhältnis von Gesellschaft und Wissensreproduktion ergeben, wie folgt zusammenfassen:

Ein solches Bildungssystem muß ebenfalls in seinen entscheidenden Teilen gesellschaftlich alimentiert sein.

Literatur

[Bangemann]
M. Bangemann : Europas Weg in die Informationsgesellschaft.
Informatik Spektrum 18 (1995), 1-3.
[Brangsch]
L. Brangsch: Beschäftigungsgesellschaften - Chancen und Grenzen.
In: Disput 6/95, 19 - 22.
Vgl. auch weitere Aufsätze zur Neudefinition des Arbeitsbegriffs in Disput 10/95, 15/95 und 20/95.
[BES]
Brüggemann-Klein, Endres, Schweppe: Informatik und die Informationgesellschaft der Zukunft.
Informatik Spektrum 18 (1995), 25-30.
[CZ]
Computer-Zeitung
[Gräbe]
H.-G. Gräbe: Arbeit und Wissen in der modernen Gesellschaft.
Manuskript 1996.
[Jagoda]
B. Jagoda: Studium und Arbeitsmarkt.
Forschung & Lehre 8.95, 431 - 435.
[Kreschnak]
H. Kreschnak: Sachsen und der Übergang vom Industrie- zum Informationskaptalismus.
Schriftenreihe der PDS-Fraktion im sächsischen Landtag 4/1995.
[Kurz]
R. Kurz: Der Kollaps der Modernisierung.
Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 1991.
[Marx]
K. Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie.
Dietz Verlag Berlin 1953.
[Mocek]
R. Mocek: Von der Möglichkeit einer ``organischen Wende'' in der Forschungs- und Technologiepolitik.
Utopie kreativ, Heft 43/44, 74 - 86.
[Odlyzko]
A. M. Odlyzko: Tragic loss or good riddance? The impeding demise of traditional scholarly journals.
DMV Mitteilungen 1/1995, 19-24.
[T]
Hochschule als gesellschaftliches Risiko.
Thesen des Bundes demokratischer WissenschaftlerInnen, Dez. 1994.

Fußnoten

1 Dieser Begriff greift zu kurz. Ich verwende ihn jedoch in Ermangelung eines adäquateren Terminus; weiter unten wird dies noch zu präzisieren sein. Eine genauere Diskussion des damit zu verbindenden Gedankengebäudes steht allerdings ziemlich am Anfang. Paul Boccara faßt etwa im Interview mit J. Bischoff (ND 15.4.95) eine erste Etappe der französischen Diskussion im Terminus ``informationelle Revolution'' zusammen. Ähnliche Inhalte, von einer mehr oder weniger allgemeinen Warte, sind sicher auch in den (allerdings stark kanonisierten) Begriffen ``wissenschaftlich-technische Revolution'' oder ``Übergang zur Informationsgesellschaft'' enthalten. Am weiten Bedeutungsspektrum, in dem gerade der letztere Begriff in aktuellen Diskussionen verwendet wird, werden diese Unsicherheiten besonders deutlich.
2 Manche Autoren sprechen in diesem Zusammenhang sogar von der Industrialisierung geistiger Arbeit und haben dabei insbesondere die zunehmend arbeitsteilige Organisaton der Forschungslandschaft im Auge, wie sie sich etwa im wachsenden Anteil von Mehr- und sogar Viel-Autoren-Arbeiten unter den wissenschaftlichen Publikationen manifestiert.
3 Daß private Rechte an einem weltweiten de-facto-Standard unter heutigen gesellschaftlichen Konventionen einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkommen, zeigt die Karriere von ``Mr. Microsoft'', Bill Gates.
4 In einem solchen Verständnis gibt es auch weder ein ``Ende der Arbeitsgesellschaft'' noch ein ``Ende der Geschichte'', welches verschieden vom Ende der Menschheit selbst wäre.
5 Die an dieser Stelle oft verwendete Formel ``Der Mensch tritt neben den Produktionsprozeß'' ist zu ungenau und, insofern der Produktionsprozeß selbst neue Dimensionen erfaßt, sogar falsch.
6 Dieser Trend wird auch durch mittelfristige Arbeitsmarktprognosen wie [Jagoda] bestätigt.
7 In diesem Zusammenhang sind die Erfahrungen, die mit der Führung und Konzipierung von Beschäftigungsgesellschaften bisher gewonnen wurden, sehr interessant. Obwohl vom Anliegen her dabei nicht dieser grundlegende technologische Wandel thematisiert wird, so weisen die Schlußfolgerungen (``Übergang von einer personen- zu einer sach- bzw. problembezogenen Förderung von Arbeit'') in dieselbe Richtung. Vgl. dazu etwa [Brangsch].
8 J.Rüttgers (CDU), P.Glotz (SPD) und M.Berninger (Grüne) in ``Die Zeit'' vom 3.11.95
9 wie z.B. die von der VG Wort nach obskuren quantitativen Kriterien ausgeschütteten Tantiemen.
10 ``Wie mit den Naturkräften verhält es sich mit der Wissenschaft. Einmal entdeckt, kostet das Gesetz über die Abweichung der Magnetnadel im Wirkungskreise eines elektrischen Stroms oder über Erzeugung von Magnetismus im Eisen, um das ein elektrischer Strom kreist, keinen Deut.'' (Marx, Kapital I, S. 407)
11 IBM rechnet für den Bau des 1 GBit-DRAM mit ca. 20 Mrd. $ allein an Forschungsaufwendungen, der Elektronikriese Sharp baut in Hiroshima ein neues Halbleiterwerk für rund 110 Mrd. $, [CZ vom 18.1.96]